«Der liebe Gott wohnt im Kirschbaum», heisst es im idyllischen Hügelland der Zentral- und Nordwestschweiz, wo seit jeher die mächtigen Kirschbäume das Landschaftsbild bestimmen. Nirgendwo auf der Welt stehen mehr Kirschbäume pro Einwohner als hier. An ihnen reifen jene kleinen bis mittelgrossen schwarzen Süsskirschen, die sich besonders gut fürs Destillieren eignen. Der so gewonnene Brenzerkirsch ist eine Cuvée aus verschiedenen alteingesessenen Hochstammsorten. Mit Aromen von Marzipan, Mandel, Schokolade und Zimt ist es der Inbegriff eines exklusiven, klassischen Schweizer Kirschbrandes.
Doch dieses edle Schweizer Kulturgut ist so akut bedroht wie nie zuvor. Noch vor 15 Jahren war klar: Schweizer Kirsch musste aus Schweizer Kirschen gebrannt werden. Es existierte sogar ein entsprechendes amtliches Echtheitszeichen. Dann folgte 1999 die so genannte Liberalisierung des Marktes. Seither wird der Ursprung eines Destillates nicht mehr durch die Herkunft der Frucht, sondern allein durch den Brennort bestimmt. Die Einfuhr von billigen Brennkirschen aus dem Ausland, aber auch der Import von preisgünstigem Wodka und Whisky, brachte den traditionellen Schweizer Kirsch an den Rand des Kollapses. Die dramatische Folge: Wegen des Preiszerfalls bei den Brennkirschen ist in den letzten Jahren bereits die Hälfte der Kirsch-Hochstämmer der Motorsäge zum Opfer gefallen.
Höhere Kilopreise für die Bauern
Der 2008 gegründete Slow-Food-Förderkreis «Traditioneller Schweizer Brenzerkirsch» setzt sich für hochwertige Destillate aus edlen schwarzen Süsskirschen ein, die an heimischen Hochstammbäumen reifen. Um diesem Slow-Food-Förderkreis eine solide Grundlage zu geben, haben die drei Brennereien Humbel, Dettling und Röllin den Verein Brenzer Kirsch gegründet. Dieser verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Der Niedergang des traditionellen Schweizer Kirsch aus heimischen Früchten soll gestoppt werden. Mit einer dringendst notwendigen Imagekorrektur will der Verein zu einer Richtungsänderung in der Branche beitragen. Um eine gleichbleibend hohe Qualität des Brenzer Kirsch zu gewährleisten, hat der Verein ein detailliertes Reglement erarbeitet. Zudem wird jeder Brenzer Kirsch von einer Degustationsjury geprüft. Angestrebt wird dabei eine breite, ausgewogene und harmonische Geschmackspalette. Um die nötige Breitenwirkung zu erzielen, ist Brenzer Kirsch auch in ausgesuchten Coop-Filialen erhältlich.
Das wichtigste Anliegen des Verein Brenzer Kirsch ist es, den Bauern einen existenzsichernden Preis für ihre Hochstammkirschen zu zahlen. Im Jahr 2009 lag dieser Preis immerhin doppelt so hoch wie der offizielle, nicht kostendeckende Preis für Schweizer Brennkirschen.